Archiv | Dezember, 2012

Bindung über Social Media

17 Dez

Eine Online-Präsens auf Sozialen Netzwerken, wie Facebook und Twitter, ist mittlerweile für jedes erfolgs- und quoteninteressierte Format ein Muss. Im Cyberspace ist im Vergleich zur Erstverwertung im Fernsehen der Reichweite grundsätzlich kaum eine Grenze gesetzt. Im Oktober 2012 wurden auf Facebook eine Milliarde monatliche User registriert. Durch die reine Veröffentlichung von Neuigkeiten über die offiziellen Profile auf Facebook und Twitter kann lediglich ein winziger Bruchteil der User erreicht werden. Sobald es jedoch zur Interaktion der User mit den geposteten Inhalten kommt  kann quasi über Mundpropaganda ein viraler Marketingeffekt entstehen, welcher die Reichweite entscheidend ausdehnt. Wenn ich beispielsweise Inhalte auf der Facebook-Seite von „The Voice of Germany“ kommentiere oder sogar verlinke oder teile, können (abhängig von meinen Privatsphäre-Einstellungen) meine Freunde und Freundesfreunde das sehen und werden durch mich indirekt über die Inhalte informiert. Durch die Neugier oder das Bedürfnis mitzureden und sich an öffentlichen Diskursen beteiligen zu können, werden neue Rezipienten gewonnen, welche sich zu Usern entwickeln und eine Bindung an das Format aufbauen. Die Abgrenzung zwischen eher passiven Rezipienten und eher aktiven Usern, hat Jonas Baum in einem Artikel bereits treffend charakterisiert. Sogenannte „Hashtags“ liefern einen weiteren massiven Beitrag zur Ausdehnung der Reichweite. Durch die Voranstellung eines Schlagwortes durch ein Rautezeichen („hash“) auf Twitter kann eine Schlüsselwortsuche eingeleitet werden, wodurch frequentierte Themen nach Beliebtheit sortiert und somit wieder einem größerem Publikum zugänglich gemacht werden können.

Um auch bei der Social-Media Einbindung das letzte Register zu ziehen und die Interaktivität der Zuschauer auf ein Maximum zu steigern, wurde Backstage eine „Web-Lounge“ eingerichtet, in der die Co-Moderatorin Doris Golpashin die Talente interviewt, mit den geposteten Inhalten in besagten sozialen Netzwerken konfrontiert und mehr oder weniger die Kandidaten dazu nötigt Gefühle und Updates über die Show über ihre individuellen „The Voice of Germany“-Profile zu veröffentlichen.
Dem User wird somit ein starker Anreiz gegeben sich intensiv mit der Show auseinanderzusetzen und möglichst herausragende Kommentare zu verfassen um registriert und ein Teil der Sendung zu werden. Außerdem wird durch die Interaktion zwischen Fans und Talenten ein Gemeinschaftsgefühl geschürt, wodurch die Zuschauer wieder motiviert werden diese virtuelle Freundschaft zu pflegen und zu verfolgen, auch wenn man das kaum glauben mag.


Untereinander können die Zuschauer auch unter dem Livestream im Netz eine Menge traffic generieren und untereinander diskutieren. Obwohl die Effektivität dieses öffentlichen Massenchats anzuzweifeln ist, da Tausende von Kommentaren in Sekundenschnelle durch das kleine Fenster rauschen, ist durch die Verlinkung zu Facebook wieder ein interessanter Effekt der Massenkommunikation wahrzunehmen. Kommunizieren um des Kommunizieren Willens. Mitteilen um jeden Preis.

Screenshot von Facebook-Page "The Voice of Germany"

Abb. 1: Screenshot von Facebook-Page „The Voice of Germany“

Inwieweit eine parallele Ausstrahlung im Netz Sinn macht und ob für eine Votingshow auch bei einer Zweitverwertung ohne Voting eine Nachfrage existiert, wird im nächsten Beitrag thematisiert.

Quelle:

Newsroom Facebook. (2012). Key Facts. URL: https://newsroom.fb.com/content/default.aspx?NewsAreaId=22 (Abgerufen am 17.12.12)

Gründerszene. (2012). Hashtag. URL: http://www.gruenderszene.de/lexikon/begriffe/hashtag (Abgerufen am 17.12.12)

Screenshot von Facebook-Page „The Voice of Germany“ (2012). URL: https://www.facebook.com/TheVoiceOfGermany?ref=ts&fref=ts (Abgerufen am 17.12.12)

Einbeziehung über Interaktivität

11 Dez

Neben der Erzeugung emotionaler Betroffenheit, kann auch über die interaktive Einbeziehung der Zuschauer eine Bindung an die Sendung, erreicht werden. „The Voice of Germany“ nutzt förmlich alle Kanäle, um das zu erreichen.

Das klassische Fernseherlebnis ist nur durch eine einseitige Kommunikation vom Sender hin zum Zuschauer charakterisiert. Durch interaktive Elemente wird dem Zuschauer ermöglicht ein Format individuell zu gestalten und selbst etwas zur Handlung beizutragen. Es findet also eine Entwicklung von lean-back zu lean-forward statt, welche Sarah-Sophie Eckerlin bereits näher beleuchtet:

“Das Wesen vom Fernsehen ändert sich, der Sender wird auch zum Empfänger. Social Media wird in bestehende Programme mit eingebunden, erste Sendungen werden um Social Media Funktionen aufgebaut, Nutzer unterhalten sich in Echtzeit an unterschiedlichen Orten über ihre Lieblingssendungen. Wir erleben den mündigen Nutzer, der selbst und auf Basis von Empfehlungen Bewegtbildinhalte konsumiert.” ( Guido Bülow, 2012)

Schon anhand des Aufbaus der Sendung, wird deutlich, dass der Zuschauer von Phase zu Phase mehr involviert werden soll.

In Phase 1 „Blind Auditions“ und in Phase 2 „Battle Round“ entscheiden nur die Juroren darüber wer weiterkommt. Der Zuschauer sitzt hilflos zuhause und kann nur über die in seinem Sinne richtigen Entscheidungen hoffen und sich über die falschen Entscheidungen echauffieren.

In Phase 3 „Live Shows“ wird nun dem Zuschauer die Möglichkeit gewährt in das Geschehen einzugreifen und endlich den eigenen Favoriten über ein Telefon-Voting weiterzubringen. Diese Interaktion über einen Rückkanal wie Telefon und SMS wird als zweite Stufe der Interaktivität bezeichnet. In den ersten „Live Shows“ können jedoch die Juroren noch im Wesentlichen intervenieren, da sie die prozentuale Wertigkeit der Zuschauer-Votings bestimmen dürfen.

Erst in der Final-Show folgt ein Machtwechsel zwischen Juroren und Zuschauern, wobei erstere jetzt hilflos zusehen müssen, wie die Zuschauermehrheit über Sieg und Eliminierung der Kandidaten per Voting entscheidet.

Erweitert man jedoch die Perspektive über den Mikrokosmos der Show hinaus, so können auch Verlierer der Sendung noch zu Gewinnern werden.

Wie auch in allen anderen Castingshows, wird den Teilnehmern in jeder Episode die Möglichkeit gegeben, ihr Talent, ihre Arbeitsweise und Persönlichkeit vor einer riesigen Masse von Menschen zu präsentieren, in der nicht nur in erster Linie zurückgelehnte Unterhaltungsrezipienten sitzen. Die Selbstdarstellung im Rahmen einer solchen Castingshow ist gleichzeitig wieder ein großes intensives und anonymes Casting vor unzähligen Scouts, die aufmerksam nach neuen Künstlern für den passenden Knebelvertrag Ausschau halten. Der tatsächliche „Sieger“, gemessen in Verkaufszahlen, Gagen, Aufträgen, Klicks, Likes etc., wird erst auf dem realen Markt sichtbar. Die unsichtbare Hand zeigt wieder den Finger.

Quellen:

Digikommdigitv. (2012). Lean Back oder Imteract. URL: http://digikommdigitv.wordpress.com/2012/12/15/lean-back-oder-interact/ (Abgerufen am 11.12.12)

Tobe Social. (2012). Social TV – Wie Social Media interaktives Fernsehen ermöglicht. URL: http://tobesocial.de/blog/social-tv-wie-social-media-interaktives-fernsehen-ermoeglicht (Abgerufen am 11.12.12)

WAZ-Mediengruppe. (2012). The Voice of Germany mit neuen Regeln in den Liveshows. URL: http://www.derwesten.de/thema/the-voice-of-germany/the-voice-of-germany-mit-neuen-regeln-in-den-liveshows-id7318142.html (ABgerufen am 11.12.2012)

My Heimat. (2012). The Voice of Germany 2012/13. URL: http://www.myheimat.de/bestof/kommentieren/the-voice-of-germany-201213-d2438032.html (Abgerufen am 11.12.2012)

Ohne Antipathie, keine Empathie

7 Dez

Für jedes Format im Fernsehen, welches über einen bestimmten Zeitraum regelmäßig gesendet wird, ist die Bindung an den Zuschauer, der Schlüssel zum Erfolg.

Aus dramaturgischer Sicht wird durch die verschiedenen Charaktere der Kandidaten jedem Zuschauer der Weg eröffnet Empathie mit einigen von ihnen aufzubauen.

Selbst wenn die eigenen Favoriten ausscheiden und der Rezipient nicht mehr mit ihnen lachen, weinen und hoffen kann, bleibt trotzdem noch die Antipathie gegenüber den Konkurrenten, die man schrecklich arrogant und untalentiert findet und aus diesem Grund wieder mitfiebert, dass sie rausfliegen. Dadurch werden aus den Kontrahenten wieder Favoriten zweiter und dritter Wahl, welche die Spannung von Show zu Show aufrecht erhalten. Neben dem durch die Kandidaten erzeugten Sammelbecken an Kliffhangern spielen die Juroren eine weitere wichtige dramaturgische Rolle. Durch ihr echtes Starpotential und die Interaktion mit ihren Teammitgliedern erwachsen ständig neue unvorhersehbare Situationen, Konflikte und Highlights, die neue Twists erzeugen.

Aus Unvorhersehbarkeit folgt Überraschung und das ist es, was jeden Film, jede Serie und auch jede Show ausmacht. Die Kluft zwischen Erwartung und Realität erzeugt Spannung und vertreibt Langeweile. Diese Kluft wird durch die ständigen Konflikte und Neckereien unter den Jurymitgliedern selbst, noch geschürt.

Quellen:

Mc Kee, R. (2011). Story – Die Prinzipien des Drehbuchschreibens. Berlin: Alexander Verlag.

Bravo. (2012). Alle 24 Kandidaten. URL: http://brav0.de/bilder/480x304x85/alle-24-kandidaten-der-liveshows-von-the-voice-of-germany-6jua-zpis.jpg (Abgerufen am 7.12.2012)

Static.Universal-Music-Services. (2012). The Voice of Germany. URL: http://static.universal-music-services.de/asset_new/270287/881/view/c/The-Voice-of-Germany.jpg (Abgerufen 7.12.2012)